September 2022

Die Lieferanten

Blickpunkt Pop (LC 01448) / Album-VÖ: 16.09.2022

Es hat geklingelt. Du machst auf. Wer kann das schon sein? Erst mal auspacken… https://on.soundcloud.com/1819Q

Die folgenden Worte können vermutlich kaum einem ehrlichen Unboxing gerecht werden. Vielmehr können sie dem nachkommen, was auch „Liebe in Paketen“ bietet: Perspektiven.

Die Münsteraner Band Die Lieferanten veröffentlicht ihr Debutalbum „Liebe in Paketen“. Bei dem Titel handelt es sich nicht nur um eine Hommage an den eigenen Bandnamen. Auch der Inhalt dieses Paketes, an dem Jonas (Keys), Aaron (Bass), Lukas (Drums) und Moritz (Git/Vox) fast zwei Jahre gebastelt haben, ist von verschiedenen Facetten des Leviathans, den wir Liebe nennen, gespickt. Dass Liebe und ihre Ausprägungen allumfassend und in der Popmusik nicht wegzudenken sind, davon können auch Die Lieferanten ein Lied singen. Oder 12.

Hinter jedem Song verbirgt sich ein anderes Päckchen, das man zu tragen hat. Seien es Kämpfe zwischen Hass im Netz und Selbstliebe („Voodoo“), zwischen hedonistischen Allüren und der Liebe zur Zukunft („Vergänglich“), zwischen der Liebe zur Sprache und ihren Tücken in der Liebe („Alle Worte Tanzen“) oder zwischen Liebe nehmen und Liebe geben („Anstellen“). In vielen Päckchen finden man ein Schlachtfeld des inneren Konflikts. In anderen bloße Erkenntnisse: „Warum nimmt mich niemand auf die Schultern / Alleine kann ich das nicht schultern“ („Realität“) oder „Unsere Eltern werden stolz sein“(„Eintag“). Und in wieder anderen wird sich einfach so lange mit Öl („Olio“) eingerieben bis auffällt, dass damit nicht nur an allen Problemen vorbeigerutscht wird, sondern auch an allen… 

Uups, in der Zeile verrutscht! Manche Songs versuchen offensichtlich auch, sich ernsten Themen mit Humor und Augenzwinkern anzunähern. Das klappt ganz gut. Was aber alle miteinander verbindet, sind wiederkehrende inhaltliche Widersprüche. Textlich wie musikalisch hält „Liebe in Paketen“ jeden noch so pluralistischen Inhalt aus – und das Verpackungsmaterial ihm stand.

Vorzugsweise werden dafür funky Grooves und Bässe verwendet, die mit schicken Indie-Sounds von Gitarre und Keyboard aufgehübscht werden. Und ganz im Sinne der erwähnten Widersprüchlichkeit gibt es dann hier und da mächtige, fast pathetischen Momente, die Musikanten, wie Hörern dabei helfen, dem auffällig fordernden Textmaterial standzuhalten.

Das Paketband dabei ist Sänger Moritz, dessen Stimme irgendwie alles zusammenhält. Catchy Refrains wie in „Anstellen“, „1-Click-Buy“ oder „Vergänglich“ werden nicht nur in ein gemütliches Backingpolster eingebettet, sondern bekommen durch den auch mal rauen, aber immer leidenschaftlichen Leadgesang einen ordentlichen Boost an Energie verpasst.

Am Ende des Albums steht mit „Sonntag“ ein Song, der Express-Lieferungen und Feelgood-Attitüde der Indie-Hymnen ebenso hinter sich lässt wie verkopfte Textzeilen und das kritische Hinterfragen des First-World-Lebensstils. Denn letztlich dreht sich doch alles nur darum, im ganzen (digitalen) Selbstverwirklichungswahn und der Egomanie dieser Tage einen Hauch von Nähe, Zweisamkeit, ja Intimität zu erhaschen und ebenso im Wirrwarr von Lebensrealitäten und –welten einen eigenen Platz und konstruktiven Austausch zu finden – auch wenn diese Dinge zwischen all dem Verpackungsmüll meist nur sehr schwierig auszumachen sind. 

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Unzucht

Out of Line Music (LC 02947) – 09.09.2022

Schizophrenie – sicher kein ganz einfaches Thema für ein popmusikalisches Werk.

Andererseits gab es – speziell seit Erfindung der Rockgitarre – auch immer wieder unterschiedlichste Versuche von Künstlern diverser Genres, sich dieser Materie zu nähern. Real im täglichen Leben und natürlich auch in ihren Songs… So nun also auch die gute alte UNZUCHT, die dieser Tage bereits auf eine 10-jährige Schaffensperiode zurückblicken kann und dies mit einer Best of… Compilation feiert, die sich gewaschen hat. Songs aus allen Alben der Band wurden nicht einfach nur neu zusammengewürfelt – sondern zur guten Hälfte nochmal komplett neu im Studio eingespielt. Und mit der Single „Wo die Stimmen schweigen“ ist auch ein komplett neuer Song am Start, der sich – kommen wir auf die einführenden Sätze zurück – mit dem Thema Schizophrenie auseinandersetzt.

Die Compilation mit dem bezeichnenden Titel  „Chaosmagie“ erscheint dann am 21.10.22 in gleich in drei Varianten:  2CD, 2LP Gatefold Vinyl und Ltd. Edition 3CD Box Set.

Das letzte UNZUCHT Studio-Album „Jenseits der Welt“  brachte der Band mit #9 in Deutschland den besten Chart-Einstieg der bisherigen Karriere ein. Das Quartett kombiniert Einflüsse aus Gothic, Industrial und Metal in seinem Sound mit beindruckenden, melodischen Gesangslinien. Man bedient sich dabei unterschiedlichster Stile – mit messerscharfen Riffs, epischen Synthies, tickernden Sequenzern und dicken Drumbeats werden die deutschsprachigen Hymnen zum Leben erweckt.

„… und wir spielen UNZUCHT!“

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