Oktober 2023

Hotel Rimini

HOTEL RIMINI – Album „Allein unter Möbeln“ – 27.10.2023

„Oktober in Rimini“ ist nicht nur ein italienischer Filmklassiker der 70er Jahre. Die drei Worte sind auch die Antwort auf die Frage nach dem Ursprung. Dem Ursprung der wundersamen, sympathischen und geradezu wahnwitzig versierten Band HOTEL RIMINI. Im Oktober in Rimini nämlich arbeiteten sechs verhinderte MusikerInnen als Hotelangestellte in einem heruntergekommenen Urlaubsresort an der Küste der Adria. Julius und Paul fuhren als Liftboys in ausgebeulten Uniformen ihre immer gleichen Wege zwischen oben und unten. Annegret leitete das hoteleigene Volleyballteam, was bei ihrer Größe von 1,58 Meter mehr als beachtlich war. Jakob war für die Küche zuständig, Valentin arbeitete als Bademeister und Paula brachte die Zimmer mit routinierter Akribie auf Vordermann. Sie alle verband die Passion für Musik und die Notwendigkeit, ihren Bohèm’schen Lebenswandel quer zu finanzieren. Das triste Lied der Nebensaison sang seinen immergleichen Refrain bis es jäh vom herbstlichen Lockdown unterbrochen wurde. Tristesse virale sozusagen. Das Hotel schloss seine Pforten und die ohnehin wenigen Gäste verließen den Hafen des Pauschaltourismus. In dieser Gemengelage aus leer stehenden Zimmern und wachsender Inspiration gründeten die sechs eine Band, quartierten sich kurzerhand in der Präsidentensuite ein und entwickelten ihr Debütalbum „Allein unter Möbeln“. Oder war doch alles ganz anders? Halten wir es mit Werner Herzog, fröhnen wir der ekstatischen Wahrheit und konzentrieren wir uns auf das Wesentliche. Das Wesentliche sind in diesem Fall die

13 Songs, die HOTEL RIMINI für ihr Debütalbum eingespielt haben, das in seiner Stilsicherheit und Vielschichtigkeit bemerkenswert ist. Wer zeitlose Musik macht, hat es schwer, die Band der Stunde zu sein. Und dennoch ist „Allein unter Möbeln“ ein klarer Bote der Gegenwart. Das hat auch mit den Texten von Sänger Julius Forster zu tun, der mit rauher Stimme und scharfsinnigen Beobachtungen die Gegebenheiten unserer Zeit begleitet.

„Und jeder weiß es besser, doch keiner so genaubei zwei Tassen Espresso ziehn wir uns durch den Kakao“

Dabei gleiten die Liedzeilen nie ins langweilig Moralisierende ab, lassen stets Raum für die eigene Deutung. Das Scheitern an den Brutalitäten des Alltags spielt bei HOTEL RIMINI ohnehin eine größere Rolle als das Politische. Zum Thema „Vergangenheitsbewältigung im öffentlichen Nahverkehr“ heißt es da zum Beispiel:

„Die Tatortermittler im Fernsehn sind auch nicht mehr, was sie mal warnund dich will ich aus dem Verkehr ziehn, ich fliehe vor dir in der Bahn“

Schöne Texte, die auf ausgefeilte Musik treffen. Gezogene Vergleiche zu Element Of Crime oder Rio Reiser sind sehr galant, greifen aber zu kurz. In HOTEL RIMINIs breitgefächertem Instrumentarium zwischen Indie und Chanson sind komplexe Streicherarrangements genauso beheimatet wie eingängige Gitarrenhooks. Mal verirrt sich ein altes Casio in einen Song, mal ein sporadisch eingesetztes Waldhorn. Eine heulende E-Gitarre oder ein groovig-rumpelndes Schlagzeug finden genauso ihren Platz wie ein Streichtrio, das an Schubert erinnert. In „Hilde“, dem letzten Song des Albums, ist sogar ein einminütiges Kontrabass-Solo zu hören, das nicht prätentiös klingt, sondern wunderschön. Dass das Album in seiner Vielseitigkeit dabei wie aus einem Guss klingt, ist auch Produzent Sascha Hünermund zu verdanken, in dessen charmantem Studio im Leipziger Westen die Riminis fast alle Songs live eingespielt haben.

Man kann also sagen „Allein unter Möbeln“ ist ein exzellentes Debütalbum geworden. Es erscheint am 27.10. Ein Oktober in Rimini sei hiermit wärmstens empfohlen!

Tourdaten:

23.11.23               Berlin – Kantine am Berghain

24.11.23               Hannover – Pavillon

28.11.23               München – Heppel & Ettlich

29.11.23               Regensburg – Ostentor Kino

30.11.23               Nürnberg – MUZclub

01.12.23               Mainz – Schon Schön

02.12.23               Karlsruhe – NUN

17.01.24               Erfurt – tbc.

18.01.24               Bayreuth – Das Zentrum

19.01.24               Magdeburg – Moritzhof

22.01.24               Frankfurt – tbc.

23.01.24               Hamburg – Knust

24.01.24               Köln – Bumann & Sohn

        

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The Düsseldorf Düsterboys

Staatsakt (LC 15105) / Zebralution – 13.10.2023

The Düsseldorf Düsterboys melden sich zurück mit einer neuer EP, deren erster Single-Vorbote „Sommer“ bereits im Sommer erschienen ist und mit seinem flotten Mersey-Beat ein echter Sommerhit hätte werden können. Freie Plätze, freie Sicht! Lyrisch geht das alles natürlich viel tiefer. Wir sind hier schließlich bei The Düsseldorf Düsterboys. Und wie schon gesagt, sind die Köpfe und singenden Gitarristen der Band – Peter Rubel und Pedro Goncalves Crescenti – auf dieser EP wieder zurückgekehrt zur bewährten Quartett-Formation mit Fabian Neubauer an der Orgel und Edis Ludwig am Schlagzeug. Für gleichzeitig mehr Schmiss und Andacht. Zeichnete sich auf der „Winter“-EP seinerzeit bereits ein sanfter Übergang zum Sound der „Duo Duo“-LP ab, so neigt sich die „Trommel“-EP wieder eindeutig in Richtung „Nenn Mich Musik“-Langspielplatte. Hier schließt sich also erstmal ein Kreis. Wir sind darum schon sehr gespannt, wohin uns die Reise mit den Düsterboys, in welcher Formation auch immer, in Zukunft führen wird.

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Die Türen

Staatsakt (LC 15105) / Zebralution – 06.10.2023

Heute erscheint mit „Kapitalismus Blues Band“ das sechste Album der Band Die Türen. Zu manchen Firmenjubiläen gibt es goldene Uhren, zu anderen Würstchen und Bier. Bei den Türen gibt es ein neues Album: »Kapitalismus Blues Band«. Schließlich arbeitet man seit 20 Jahren in der Unterhaltungsindustrie. So haben Die Türen vor 20 Jahren nicht nur eine Band gegründet, sondern auch das Label staatsakt. Sie verstehen also etwas vom Geschäft. Und selten klangen Die Türen so gegenwärtig. Musikalisch wie textlich verarbeiten sie die Überforderung in einer scheinbar aus den Fugen geratenen Welt. »Grunewald is burning«, im Osten herrscht Krieg und der Süden trocknet aus, während wir uns im Subtext des Gesagten verlieren. Kann man das so sagen, wurde es überhaupt gesagt, oder wurde es vielleicht im allgemeinen KI-Hype von ChatGPT geschrieben? Passende aktuelle Single: „Party Game“!

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