Sommer 2019: DIE KERZEN sind die neue Pop-Sensation aus deutschen Landen. Genauer gesagt, aus Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern. Ihr Popentwurf kreist mindestens um die Pole Dream-Pop, Blue Eyed Soul und New Romantic – alles Styles und Gattungen, die dank General Midi, MTV, VHS, Fanzines und Modezeitschiften bereits in den achtziger Jahren populär wurden.
Anfang 2022: kaum ist die Band nach Berlin gezogen, machen DIE KERZEN nun irgendeinen Cloud-Trap-Pop. Leider wohl knapp 5 Jahre zu spät! Aber gut, wenigstens haben sie der „Sonnenallee“ in Neukölln eine kleine Hymne spendiert und hatten offensichtlich viel Spaß beim Videodreh mit verschiedenen Substanzen. Trotzdem schade um einen der hoffnungsvollsten Pop-Acts des Landes.
Ja, wären sie doch nur nie aus Ludwigslust weggezogen… Aber hören Sie selbst, liebe Musiclovers!
Am 05.11.2021 erschien das Debüt-Album von GIRLWOMAN. Es trägt den Titel „Das große Ganze“ und enthält 11 Songs aus den unendlichen Weiten des Pop-Alls zwischen Indie, Electronic und Future-Soul. 11 Kapitel einer großen Erzählung mit dem Wissen, dass Alles da drinsteckt, und es doch lange nicht Alles sein kann.
„Das große Ganze ist eine Liebeserklärung an die Schönheit der Dinge vor der Kulisse meines Lebens“, sagt GIRLWOMAN über ihr Album, das sie zusammen mit dem Musiker und Produzenten Rasmus Exner im Laufe der letzten drei Jahre aufgenommen und produziert hat. Nicht zuletzt Andreas Borcholte vom SPIEGEL verliebte sich sofort in ihre Musik und machte Das große Ganze sogleich zum Album der Woche in seiner Musikkolumne „Abgehört“. Auch Klanglos, ein erfolgreicher Produzent elektronischer Musik aus Mannheim, verliebte sich über Nacht in GIRLWOMANS Musik und hat nun seine ganze Liebe in einen Remix des Songs „Prisma“ gesteckt. Direkt zur VÖ ging es bereits auf große Genre Playlisten bei den DSPs, u.a. „Electronic Rising“ und tatsächlich gab es auch schon erste Vorstellungen und Interviews im Rundfunk zur Koop.
Wenn gerade nicht Pandemie wäre und es die Loveparade noch gäbe: wir ravten alle zusammen in der ersten Reihe!
Vorab: Das am 18.02.2022 beim Berliner Label Staatsakt erscheinende, von den Wienern PAULS JETS selbst produzierte Doppel-Album „Jazzfest“ handelt – vom häufigen Einsatz eines Saxophons einmal abgesehen – überhaupt nicht vom Jazz. Schon eher vom Fliegen, wenn es denn unbedingt so etwas wie einen roten Faden braucht. Es sind halt die JETS und Fliegen ist die beste Metapher – um es also noch einmal auszusprechen:
„Jazzfest“ handelt vom High sein. Vom Druffsein; vom Sommer und von der Liebe, von der Musik und von den Drogen. Vom kurzen berauscht sein vom Glück. Bis zum Kater am Morgen. Vom schnöden Alltag in den Städten, der einem immer wieder als harter Landeplatz dient. Highs & Low: Die JETS kennen beide Seiten der Pille zum Glück. Und lassen sich in ihren Liedern vom Raben auf den Dächern erzählen, wie denn die Welt wohl von da oben ausschaut. Wenn man mal wieder unten ist. Tief unten.
Ureigentlich aber geht es bei den Jets sowieso und vor allem immer nur um die Liebe. Und um die eigene Alltagsuntauglichkeit. So gesehen auch um eine gewisse Alltagsuntauglichkeit der Liebe. „Baby“ ist nun der Name der jüngsten Auskopplung aus dem Album. Erst als sich afroamerikanische Musikerinnen in den späten 50er Jahren dazu entschlossen, in ihren Lyrics „Lord“ mit „Baby“ auszutauschen, wurde aus dem Gospel-Blues Rhythm & Blues und schließlich die Soul-Musik. Circa 60 Jahre später veröffentlicht die Wiener Band PAULS JETS ihre neuste Single „Baby“ von ihrem kommenden Album „Jazzfest“.
Und dann sanft ins neue Jahr, in dem vieles besser wird. Das wünschen wir allen Künstler*innen/Urheber*innen, Freund*innen, Geschäfts- und Medienpartner*innen.
Beim runterkommen, reflektieren und besinnen helfen vielleicht die Lieferanten. Hört gut zu…
Es wird dunkler. Die Jahreszeit entzieht Licht und Hoffnung, die Menschen gehen aufeinander los und Frieden und Freundschaft sitzen im Dystopie-Express Richtung Endstation.
Aber noch geben unsere drei Protagonisten nicht auf. Sie tun, was sie immer tun, werfen ein Lied in die Waagschale. Moses Schneider, Gisbert zu Knyphausen und der dünne Mann versuchen, ein wenig von dem schimmernden Sediment, dem sanften Glitzern am Boden unserer besseren Träume, in die Realität hinüberzuretten.
„Manchmal träum ich von Träumen“ wird – genau wie die Vorgänger „Weit leuchten die Felder“, „Der hier wird weh tun“ und „Maria“ Teil der im Frühjahr 2022 erscheinenden ersten, richtigen HUSTEN-LP sein, die auf Vinyl bei Kapitän Platte veröffentlicht wird. Manchmal träumen Husten sogar davon, dass nächstes Jahr ihre Tour endlich stattfinden wird. Komm, 2022, gib alles, was du hast.
Live (vielleicht):
22.05.2022 Berghain Kantine, Berlin (ausverkauft) 01.06.2022 Molotow, Hamburg (ausverkauft) 02.06.2022 Molotow, Hamburg 29.09.2022 E-Werk, Erlangen 01.10.2022 Lido, Berlin (ausverkauft) 06.10.2022 Jazzhaus, Freiburg 07.10.2022 Kulturquartier, Stuttgart 08.10.2022 UT Connewitz, Leipzig 12.10.2022 Gebäude 9, Köln 13.10.2022 Schlachthof, Wiesbaden 14.10.2022 Hansa39, München 15.10.2022 Chelsea, Wien 19.10.2022 Lux, Hannover 20.10.2022 Tower, Bremen 21.10.2022 Kassablanca, Jena 22.10.2022 Lido, Berlin
Breaking News 10.12.2021: am heutigen Freitag dann auch endlich in den Offiziellen Deutschen Albumcharts gelandet und zwar passend auf #13. What a journey from 1981 – und gottseidank vor den Amigos (auf #14)! Das war knapp…
Es ist soweit – das einzige Studioalbum der Band ZK, die man wohl als so etwas wie die „Keimzelle“ (siehe unten) der Toten Hosen bezeichnen kann, ist offiziell und auf Hochglanz remastert wiederveröffentlicht:
„Eddie’s Salon“, im Original von 1981, mit Campino, Kuddel, Fabsi und Isi, steht nun in den Shops in diversen farbigen Vinyl –Ausführungen, auf CD und erstmals auch beim Streamingdienst Eures Vertrauens.
Zur Feier des Tages schauen wir oben in eine kurz(weilig)e Live-Version des Hits „Hahnenkampf“.
In den letzten eineinhalb Jahren nur wenige Theatergastspiele oder Premieren mit seiner Band Woods of Birnam, keine Touren als Livegitarrist, z.B. mit Enno Bunger. Dafür hatte Philipp Makolies endlich wieder Zeit, sich in Ruhe die Gitarre zu schnappen und sich in seinem Studio zu vergraben. Eigene Ideen und Songs reifen zu lassen, für die in den anderen Projekten kein Platz ist. Detailverliebt und ohne Zeitdruck.
„Tidal Wave“ ist ein Vorgeschmack auf sein im Frühjahr 2022 erscheinendes Soloalbum. Die eindringlichen und emotionalen Vocals steuert Sänger, Schauspieler und Freund Christian Friedel bei.
Der Song greift das Gefühl immer wieder kehrender Höhen und Tiefen im Laufe eines Lebens auf. Auch wenn die Wellen des Lebens manchmal zu hoch und stürmisch erscheinen, soll er Hoffnung und Gelassenheit geben, und die Gewissheit, dass nach jedem Tief ein Hoch folgen kann. Um es mit B.B. King zu formulieren: „Come rain, come shine“…
Fun In The Church (LC 15105) / Bertus / Zebralution – 05.11.2021
„Mirrors & Smoke“, zu deutsch: „Schall & Rauch“, heißt Gíos Debüt-Album, auf dem er sich lieber vor den großen Pop–Songschreibern wie Randy Newman, Burt Bacharach oder Harry Nilsson verneigt, als zu versuchen, zeitgenössischen Bubblegum-Pop für die nächste Insta-Story zu produzieren. Formell gesehen gab es solche Songs schon vor 40 Jahren, richtig. Aber die Schnittmuster von Gíos Lieblingspullovern auch. Überhaupt gibt es an diesen balladesken Song-Formaten einfach nichts zu verbessern. Das hat Whitney Houston in den Achtziger Jahren auch nicht anders gesehen als heute Harry Styles-oder eben Gío. Seine Musik ist genausowenig Retro wie Future. Es sind Popsongs für die Ewigkeit. Und das in einer Welt des ständigen Wandels. Wer hier einen Widerspruch heraus liest, der sollte unbedingt dieses Album hören!
Ein Teil von Gíos Familie stammt übrigens aus Italien. Darum trägt er einige Songs auf diesem Album in der Muttersprache von Lucio Dalla oder Lucio Battisti vor. Von Battisti hat er sogar einen Song gecovert: „Amarsi Un Po“. Einer der tollsten Popsongs aller Zeiten, an den sich nicht viele Musiker*innen herantrauen würden. Bei Gío klingt er nach Musik der Verwandtschaft.
Es ist die handwerkliche Finesse, aber auch die Hingabe, die „Mirrors & Smoke“ zu einem der ausgereiftesten Debüt-Alben der letzten Jahre macht.
„Song over attitude“, sagt Gío selbst über seine musikalische Vision.
„So richtig in Love“ – ureigentlich geht es bei den Jets sowieso und vor allem immer nur um die Liebe. Und um die eigene Alltagsuntauglichkeit. So gesehen auch um eine gewisse Alltagsuntauglichkeit der Liebe. Sie erzählen also davon, wie schwer es ist, die Liebe aus dem Rausch der Nacht in seinen Alltag zu überführen. Wenn der Wecker schon wieder so elendig früh am Morgen läutet. Vom Blues bis zum nächsten Weekend. Nach dem x. Absturz zweifeln wir dann zwangsläufig auch an unserer eigenen Beziehungsfähigkeit. Und daran, ob wir überhaupt schon mal so etwas wie richtige Liebe gespürt haben. „So richtig in Love ist sie nie“, heißt es dann etwa. Schwer zu begreifen, wie die Jets es schaffen, selbst aus diesem traurigen Sachverhalt einen solchen herzerwärmenden Song zu machen. Dabei muss man Liebe hier nicht unbedingt und ausschließlich als eine romantische Liebe sehen.
Sagt Paul Buschnegg, Sänger und Gitarrist von Pauls Jets: „Das Stück handelt vom Nachhausegehen am Morgen, es ist schon hell und die Augen müde, zuhause wartet einsam das Bett, die wenigen münzen in der Tasche reichen für ein Kitkat am U-Bahn Automaten, dieTauben gurren, der Mond lacht und verschwindet hinter dem Wohnblock, hinter dem Park. Ist die Suche nach dem Rush der Liebe vielleicht nur die Flucht vor der eigenen, irgendwie falsch abgebogenen Existenz? Die Flucht vor einer aus zu viel Ablenkung entstandenen Dysfunktionalität ? Sagen wir einfach Langeweile… Die Dinge sind wohl langweilig, allein… Verliebtheit als Droge, der hinterhergejagt wird, als kaltes Down, wenn wir sie nicht finden können; wenn der Rausch ausbleibt, das Roadmovie nicht stattfindet und die Waschmaschine dich aufweckt. Wenn du keine Musik auflegst, weil sie ja nur zu zweit Spaß macht… Doch wie Udo Lindenberg schon singt ‚Denn selbst die dunkelste Stunde hat nur 60 Minuten‘, so soll dieser Song uns nicht noch missmutiger stimmen, er soll uns nicht noch tiefer in einer Depression kutschieren, nein: er möchte und sanft umarmen und unser Freund sein in solch kargen Momenten, uns an der Hand nehmen und uns im fulminanten Unterwasser-Sound-Outro mit thermalwasserwarmen Wogen umspülen und uns so einen Hoffnungsschimmer auf die Wimpern zaubern, uns mitnehmen und uns wissen lassen: Du bist nicht allein!